Eine schwere Geburt

Alles war angerichtet zu einem großen Spektakel: Über 250 Pottschacher begleiteten ihre Mannschaft nach Neunkirchen, der Fanklub legte sich mächtig ins Zeug, man verspürte allgemeine Aufbruchstimmung. Fehlte nur noch ein klarer Sieg gegen den Fixabsteiger aus Neunkirchen, der sein letztes Heimspiel in der 1. Klasse Süd bestritt.

Soviel zu den Vorzeichen und den Erwartungen. Dass es meistens nicht so läuft, wie man es eingeplant hat, offenbarte sich in den 90 folgenden Minuten. Die 300 Zuschauer sahen ein "Unspiel", das eigentlich wenig bis gar keine Höhepunkte erzeugte. Gezählt wurden vier Torchancen, je zwei auf jeder Seite, drei davon landeten im Tor. Der Rest des Spiels? Viele, viele Fehler, und das auf beiden Seiten. Spieler, aber auch Schiedsrichter zogen sich mehrmals den Unmut der Zuseher zu. Während der SC nichts zu verlieren hatte und seine Sache seinen Voraussetzungen entsprechend gut machte, zerbrachen die Pottschacher an dem Druck, den sie sich selbst bzw. der natürlich auch von außen hereinbrach. Je länger die Partie dauerte, desto mehr theaterten sich die SVSF-Kicker von einem ins nächste Fettnäpfchen.

Halbzeit eins war geprägt vom Hin und Her zwischen den Strafräumen. Ein Schuss von Pentek ging knapp am Tor vorbei (10.), weitere Torchancen waren nicht zu notieren. Das Tempo war niedrig, wahrscheinlich auch aufgrund der Hitze. Auffälligster Akteur war Schiedsrichter Zendeli, der sich immer wieder mit kuriosen Entscheidungen in den Mittelpunkt katapultierte. Höhepunkt war die gelbrote Karte für Erdal Cicek, nachdem die erste Halbzeit bereits beendet war und die Mannschaften auf dem Weg in die Kabine waren.

Auch nach Wiederbeginn änderte sich nichts am Geschehen, obwohl Pottschach, das wie gewohnt von Trainer Manfred Hecher betreut wurde, mit einem Mann mehr am Platz war. SVSF-Goalie Patrick Schweritz und sein Gegenüber Christoph Paugger hatten wirklich keinen einzigen Ball zu halten. Viele rechneten damit, dass die Neunkirchner körperlich eingehen würden. Allein das passierte nicht, weil sie nie unter Druck gerieten und mit wenig Aufwand die Kontrolle über hatten. Während der Klassenerhalt eigentlich bereits fix war, weil Zillingdorf gegen Katzelsdorf zur Pause bereits 0:2 hinten war, fiel auf der Neunkirchner Sportanlage das erste Tor. Und zwar für den SC. Im Mittelfeld wurde nicht ordentlich attackiert, Tamas Kövari bewies Klasse und schlenzte den Ball ins lange Eck (59.). Ein Schock für den Großteil der Zuschauer, ein Schock für die Mannschaft. Jubel unter den wenigen SC-Fans und breites Grinsen bei den neutralen Zuschauern.

Eine Viertelstunde lang versuchte es der SVSF mit völlig untauglichen Mitteln. Man rannte zu viel mit dem Ball am Fuß, versuchte es immer wieder Eins gegen Eins, wenig Bewegung ohne Ball, viele Fehlpässe, viele Stoppfehler, dazu rochen plötzlich auch die Neunkirchner Lunte. Zwischendurch kam auch Hektik auf, weil Schiri Zendeli nicht konsequent genug eingriff. Allein die Behandlungsphasen von verletzten oder unter Krämpfen leidenden Neunkirchnern dauerten elendslang. Eine Einzelaktion von Daniel Pletz sorgte schließlich für das wichtige 1:1. Pletzs energischer Vormarsch auf der linken Außenbahn konnte nicht unterbunden werden, der Stanglpass fand Mathias Hecher am langen Eck, der nur mehr einschieben musste (73.).

Pottschach war nun natürlich auch moralisch am Drücker, so richtig druckvoll wurde man aber nicht. Es war immer noch dasselbe sinnlose Rezept. Trotzdem passierte das Happy-End für den SVSF. Ein Freistoß von Erkin Orhan konnte von den Neunkirchnern nicht geklärt werden, am langen Eck traf "Joker" Güngör Ceylan den Ball so, dass er im Netz lag. Das erste Tor für den quirligen Angreifer überhaupt in der Kampfmannschaft (85.). Der Stein, der allen Rot-Weißen in diesem Moment vom Herzen fiel, war kilometerweit zu hören. Nach Schlusspfiff war das Fazit schnell gezogen: Katastrophenspiel mit einem glücklichen Ende. Zu guter Letzt zählt nur das Resultat. Und das bedeutet, dass der SVSF auch nächstes Jahr erstklassig spielt.

Eine Teilschuld an dem grässlichen Spiel kann man auch der U23 geben. Diese zerlegte den Neunkirchner SC gleich mit 9:1 (3:0) und schürte so wohl indirekt die Hoffnungen der Pottschacher Fans auf ein ähnliches Ergebnis…