Normalerweise ist der Slogan der EURO 2008 ja „Expect Emotions“. Für Ex-SVSF-Trainer Thomas Füllenhals und Sektionsleiter Filip Blazanovic hieß er am Dienstag „Auf der Suche nach Emotionen“. Die beiden waren wohl die zwei einzigen auf der Welt (außer vielleicht UEFA-Chef Michel Platini), die am Dienstag gleich zwei EURO-Spiele live im Stadion erlebten.
Rückblende: Vergangene Woche kam der Anruf von Thomas Füllenhals beim Seki: „Was tust du am nächsten Dienstag? Ich habe zwei Karten für das Spiel Spanien gegen Russland in Innsbruck.“ Ohne viel zu überlegen sagte der Seki zu. Dass man zu der Ehre kommt, ein Europameisterschaftsspiel live zu sehen, ist ja an sich nichts Überragendes. Sicher waren etliche beim Österreich-Spiel gegen Kroatien am Sonntag im Happel-Stadion. Was sich dann aber während des Abend abspielte, ist kaum zu überbieten.
10.30 Uhr: Abfahrt vom „Park & Ride“ in Gloggnitz.
15.00 Uhr: Ankunft in Innsbruck, kurze berufliche Verpflichtung.
15.30 Uhr: Spaziergang in der FAN-Zone Theresienstraße in der Innenstadt Innsbrucks. Tausende Spanier und Russen stimmen sich „gemeinsam“ und in aller Freundschaft auf das anstehende Spiel ein. Die Stimmung ist unglaublich!
16.30 Uhr: Marsch in die Tivoli-Arena, und das mit einer großen Gruppe Spanier.
17.00 Uhr: Einkehr ins Stadion. Organisatorisch klappt alles hervorragend. Innerhalb weniger Minuten sind wir auf unseren Plätzen.
17.15 Uhr: Die beiden Nationalmannschaften kommen zum Aufwärmen auf das Feld. Jubel bricht bei den Fangruppen aus.
17.50 Uhr: Die Hymnen werden abgespielt. Gänsehaut garantiert.
18.00 Uhr: Anpfiff zum Spiel Spanien vs. Russland.
18.21 Uhr: Torres spielt für Villa auf, 1:0 für Spanien. Die Tribüne bebt!
18.45 Uhr: Halbzeit 2:0. In der 44. Minute bezwingt Villa den Russen-Keeper nach Pass von Iniesta.
19.20 Uhr: Das Spiel ist in der zweiten Hälfte etwas eingeschlafen. Plötzlich ein Anruf bei Fülli: „Ich hätte Karten für Griechenland vs. Schweden in Salzburg über.“ Fülli und Filip beginnen zu überlegen.
19.30 Uhr: Villa schießt das 3:0. Fülli und Filip springen auf und setzen sich nicht mehr nieder. Im Laufschritt verlassen die beiden das Stadion. Draußen schüttet es, aber das ist wurscht.
19.35 Uhr: Draußen angekommen beginnt die Suche nach einem Taxi. Mit einem unglaublichen Sprint zieht Fülli an einem Russen vorbei. Das Taxi ist geritzt. Der Fahrer bringt uns zum Auto.
19.45 Uhr: Wir sitzen im Auto. Wir sind nass. Und wir sind aufgeregt wie kleine Jungs, die ihren ersten Zungenkuss bekommen. Das kleinste Problem: In einer Stunde beginnt das Spiel. Wir werden kaum rechtzeitig zum Spiel nach Salzburg kommen. Das ist uns klar. Das größere Problem: Die Tickets müssen im Hotel Renaissance in der Innenstadt bis 20.45 Uhr abgeholt werden. Fülli telefoniert eine halbe Stunde lang herum. Ein Bekannter erklärt sich bereit, die Karten aus dem Hotel zu holen. Ein Treffpunkt wird ausgemacht. Während wir auf der Autobahn neue Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, hören wir von den zwei verpassten Toren am Tivoli.
21.05 Uhr: Ankunft am Treffpunkt. Drei Worte (Danke, Danke, Danke) an unseren Mittelsmann und Vollgas weiter. Eine Wahnsinnsfahrt von 200 Kilometern mit viel Risiko. Aber das ist es wert! Mittlerweile sind 20 Minuten beim Spiel Griechenland vs. Schweden absolviert. Noch nichts passiert!
21.15 Uhr: Wir finden einen Parkplatz in der Nähe des Stadions. Wir hören die Stimmung im Stadion. Es regnet nicht mehr, aber es wird bald beginnen. Wir haben den Regen quasi auf der Autobahn überholt. In einem Sprint laufen wir zum Stadioneingang.
21.20 Uhr: Kaum zu glauben! Wir sind drin. Die Plätze sind Weltklasse. Die 31.000 Zuschauer scheinen uns zu zujubeln. Noch zehn Minuten in der ersten Halbzeit. Die Griechen spielen sich hinten die Bälle hin und her. Die Schweden pfeifen.
21.30 Uhr: Halbzeit. Die Schweden absolut in der Überzahl. Wir sammeln uns und freuen uns wie kleine Babys. Ungläubige Blicke von den Zuschauern neben uns, als wir erzählen, dass wir direkt vom Spanien-Match kommen.
22:10 Uhr: Ibrahimovic erzielt das 1:0 mit einem Traumtor. Das Stadion steht Kopf. Wir gehen im Jubel der Schweden völlig unter.
22:15 Uhr: 2:0! Hansson nudelt den Ball rein. Die Schweden sind ein Wahnsinn, sie flippen komplett aus. Wir mitten drin.
22:30 Uhr: Das Spiel ist aus! Schweden jubelt, Griechenland trauert. Wir bleiben auf den Rängen, genießen nochmal den Abend.
22:45 Uhr: Das Verlassen des Stadions ist nicht einfach. Es steht alles. Wir nützen die Chance und können quasi bis zur Outlinie gehen. Zwei Meter neben dem Rasen. Wir machen Fotos, sammeln Souvenirs.
23:00 Uhr: Wir holen uns noch eine Leberkässemmel. Plötzlich steht er da! Wir kennen ihn sofort. Thomas Ravelli steht neben uns. Fülli bittet ihn um ein Foto. Er sagt zu. Sie kennen Ravelli nicht? Schwedischer Rekord-Nationalspieler mit 143 Länderspielen. Eine Torhüter-Legende! Mittlerweile 49 Jahre alt.
23:15 Uhr: Wir gehen langsam und glücklich Richtung Parkplatz. Gelbe Leiberl überall.
23:30 Uhr: Wir sind auf die Autobahn aufgefahren. Jetzt geht´s ab Richtung Heimat. Wir lassen den Tag Revue passieren. Unfassbar, was da abgegangen ist!
02:00 Uhr: Zu Hause in Gloggnitz. Ab ins eigene Auto, dann zurück nach Grafenbach. Duschen und niederlegen. Völlig fertig, kann aber nicht einschlafen. Nochmal laufen die Bilder durch den Kopf. Dann bin ich weg!